Was würde aus unserer Welt, wenn auf einmal das als wirklich gälte, was allerorten am lautesten in sie hinaus geschrieen wird?
Der Kanon unserer Wirklichkeit ist nach Meinung der Experten aus Tages- und Talkshow auch ohne Metarealismus groß genug. Er umfasst nicht nur alles, was der Fall ist; sein Möglichkeitshorizont begreift Dinge ein, die heute noch nicht zum Bestand gehören, morgen aber dazugehören könnten. Wenn irgendwo im Amazonasgebiet oder auf Papua-Neuguinea eine bisher unbekannte Ethnie gefunden würde, wäre sie sofort Bestandteil unserer Wirklichkeit. Wenn im Muschelkalk ein bisher unbekanntes Brückentier zwischen Krebs und Mensch auftauchte, gehörte auch dieser Sonderling dazu; genauso wie neue Elementarteilchen, falls sie sich aus Leuchtspuren und Pegelausschlägen in unterirdischen Beschleunigeranlagen heraus interpretieren ließen. All das ist möglich, mag es auch noch so unwahrscheinlich sein.
Der Metarealismus aber als abstruses Konstrukt einer Wirklichkeit, die nicht ist, was sie ist, und ist, was sie nicht ist, gehört weder zum aktuellen Bestand unserer Wirklichkeit noch auch in ihren Möglichkeitshorizont. Würde er behaupten, die Wirklichkeit einer verschwundenen Kultur zu sein, ließe sich über eine augenzwinkernde Aufnahme in den Bestand reden. Er aber gibt störrisch, vielleicht auch nur mit dem ihm eigenen Unernst, vor, die Wirklichkeit unserer Zeit zu sein, auch wenn und vielleicht sogar weil diese ihn nicht für möglich hält.